Der Anlass war ein ehrwürdiger, der Ort ein geschichtsträchtiger: Am 27. April 2017 haben namhafte Frankfurter Unternehmen und lokale Politiker mit einem Jubiläumsauftakt das 10. Regionale Frankfurter Mentoring im Römer eingeläutet. Oberbürgermeister Feldmann begrüßte die Gäste sowie die Mentees, Mentorinnen und Mentoren der 10. Runde mit einem Dank an die Frankfurter Unternehmen, dass sie sich gemeinsam auf den Weg gemacht haben, das Thema Mixed leadership nachhaltig zu bespielen. Frau Wenner, Leiterin des Frauenreferates, betonte, wie froh sie ist, dass es mit dem Regionalen Frankfurter Mentoring ein nachhaltiges Instrument in Frankfurt gibt, um Frauen in Führung zu unterstützen. Sie kündigte ihre Unterstützung für weitere 10 Jahre an.
Die Teilnehmer des von den Unternehmen finanzierten Programms werden jedes Jahr von der Stadt Frankfurt zum Auftakt in das Rathaus eingeladen, um neue Impulse zu setzen und Themen zu bespielen, die deutlich machen, dass es beim Ziel Mixed leadership darum geht, Frauenförderung in allen Unternehmensbereichen mitzudenken. Dieses Jahr stand besonders das Thema „Digital leadership“ im Mittelpunkt der Veranstaltung. Prof. Dr. Rolf van Dick, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, machte in seiner Keynote „Digital leadership – Implikationen für die Führung von morgen“ deutlich, dass sich die Parameter für Führungskräfte ändern werden. Die mit der Digitalisierung einhergehende Trennung von Arbeitszeit und Arbeitsort stellt die Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Viele Führungskräfte haben die Notwendigkeiten für sich längst erkannt, die die Digitalisierung mit sich bringt, sie sehen aber auch, dass deren Bearbeitung meist noch nicht begonnen hat.
Dr. Nadja Tschirner, Geschäftsführerin von Cross Consult, sagte im Anschluss in ihrer Jubiläumsrede, dass mehr Frauen in Führung zu bringen, eine Strategie erfordert, die in alle Unternehmensbereiche hineinwirken muss. Es geht nicht nur darum, einzelne Frauen für den Weg zu sensibilisieren, sondern auch die Kräfteverhältnisse, die in einer männlich geprägten Organisation wirken, müssen berücksichtigt und die männlichen Führungskräfte miteinbezogen werden. Eine Reflexion der eigenen Unternehmenskultur und gefestigter Gewissheiten ist ein wesentlicher Bestandteil des Austausches der 25 Tandems, die in der 10. Runde aus 13 Frankfurter Unternehmen kommen. Durch den Austausch über die Unternehmensgrenzen hinweg entsteht ein neuer Blick auf die eigene Organisation sowie Impulse zur Erprobung neuer Instrumente.
So berichtete Michael Strauss, CDO der KfW Bankengruppe auf dem von Simone Schönfeld, Geschäftsführerin von Cross Consult, moderierten Podium, dass er im Zuge seiner Teilnahme am Regionalen Frankfurter Mentoring wertvolle Impulse von Nestlé bekommen habe, einem anderen am Programm beteiligten Unternehmen. Im Rahmen des Podiums zum Thema „Experimente wagen – Synergien durch Austausch“ wurde eindrucksvoll deutlich, dass die Digitalisierung in den verschiedenen Unternehmen ähnliche Blüten treibt. Die Offenheit, Neugierde, Energie sowie Begeisterung für ungewöhnliche Wege bei der Bewältigung der neuen Herausforderungen schien die Podiumsteilnehmerinnen und Teilnehmer zu beflügeln, auch wenn sich alle den zu erwartenden Widrigkeiten bewusst sind, die bei Veränderung generell auftreten. Um diese bestmöglich bewältigen zu können, ist eine der wichtigsten zu bewältigenden Herausforderungen, Führungskräfte genauso wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Prozesse miteinzubeziehen, um die Akzeptanz für Veränderung auf breiter Basis im Unternehmen zu erhöhen.
Seit 2008 haben 246 Tandems aus 27 renommierten ortsansässigen Unternehmen am Programm teilgenommen. Das Cross-Mentoring-Programm will mehr Frauen in Führungspositionen bringen und einen nachhaltigen Mentalitätswandel in Unternehmen initiieren. Durch einen unternehmensübergreifenden Austausch werden nicht nur weibliche Nachwuchskräfte gefördert, auch die Führungsriege wird für mehr Frauen in Führung sensibilisiert. Jede Mentee wird ein Jahr lang durch eine erfahrene Führungskraft eines anderen Unternehmens begleitet und kann in dieser Zeit alle Fragen ihrer beruflichen Entwicklung und Karriereplanung reflektieren. Mittlerweile sind aus ehemaligen Mentees neue Mentorinnen geworden, die Abteilungen leiten und ihre Erfahrungen weitergeben möchten. Auch eine Personalleiterin im Job-Sharing-Modell ist aus dem Programm hervorgegangen. Solche Beispiele zeigen, dass das Mentoring-Programm Mut zu höheren Führungspositionen macht und der Dialog über Unternehmensgrenzen hinweg neue Perspektiven eröffnet.