Aktuelles Einzelansicht MENU

Bayern 3 Moderator Thorsten Otto im Gespräch mit Prof. Birgit Spanner-Ulmer

Abendveranstaltung bei Gastgeber Bayerischer Rundfunk

Zuhörer aus allen Cross Mentoring München Jahrgängen und weitere Interessenten

Nachfragen aus dem Publikum an Prof. Birgit Spanner-Ulmer

05.10.2017, Kategorie: Cross Consult,
Veranstaltung Digital Leadership

Die immer schneller voranschreitende und komplexe Digitalisierung stellt viele Organisationen vor große Herausforderungen. Was früher einmal galt, gilt heute nicht mehr. Komplette Strukturen und Prozesse verändern sich.

Der Bayerische Rundfunk steht als Organisation diesen komplexen Herausforderungen gegenüber und stellt sich die Fragen, wie Führung in solchen brisanten Zeiten auszusehen hat. Bei der Veranstaltung "Digital Leadership" in den Räumlichkeiten des BR sprachen darüber Prof. Birgit Spanner-Ulmer und Thorsten Otto. Der Abend fand im Rahmen unserer 18. Runde Cross Mentoring München bei unserem Gastgeber, dem Bayrischen Rundfunk am Donnerstag, den 5. Oktober 2017 statt. Zu den 120 Gästen zählten Mentees, Mentorinnen und Mentoren des aktuellen 18. Jahrgangs sowie ehemalige Cross Mentoring-Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Auch interessierte Kolleginnen und Kollegen waren herzlich willkommen.

Das sind die Herausforderungen

Zunächst klärten die Podiumsteilnehmer, was „Digital Leadership“ genau meint und worin der Unterschied zum Führen nach alter Schule besteht. Der schnelle Technik- und Kulturwandel lässt Führen immer anspruchsvoller und intensiver werden, so Prof. Birgit Spanner-Ulmer. Die Aufgaben denen Führungskräfte begegnen sind mannigfaltiger geworden. Es muss immer schneller agiert werden. Viele Projekte unter einen Hut zu bringen, sieht Prof. Spanner-Ulmer als größte Herausforderung des Führens im digitalen Wandel.

Großer Druck entsteht durch äußere Einflussfaktoren. Im BR zeichnen sich diese durch sinkende Zuschauer- und Zuhörerzahlen in Fernsehen und Hörfunk aus sowie einer Entfremdung der jüngeren Zielgruppe. Konkurrenz droht durch Netflix, Amazon und Co. Bei gleichen Ressourcen muss ein größeres Online-Angebot geschaffen werden, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Der BR setzt zunehmend auf Trimedialität.

Eine weitere Veränderung, die die Digitalisierung mit sich bringt, ist dass immer mehr Aufgabenbereiche durch Roboter übernommen werden – auch im Rundschaustudio des BR. Diese Automatisierung darf aber nicht negativ als Ersatz für den Menschen betrachtet werden, Menschen wird man immer brauchen, sondern als Entlastung und als wichtige Chance um dem demografischen Wandel und Fachkräftemangel Herr zu werden. 

Aufgrund der raschen technischen Entwicklungen, wird es immer schwieriger langfristig zu planen – das macht auch Führen schwierig. In Zeiten unklarer Zukunftsvisionen rät Prof. Spanner-Ulmer, agil zu agieren und das Ziel immer Stück für Stück zu fokussieren. Agiles Führen beinhaltet, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine vollkommene Planungssicherheit vermitteln zu müssen. Gleichzeitig werden Führungskräfte aber mit dem Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach vollkommener Sicherheit und Planbarkeit konfrontiert. Es bestehen viele Zukunftsängste und Unsicherheiten, insbesondere bei den immer größer werdenden Aufgabenanforderungen und damit einhergehenden veränderten Berufsbeschreibungen. Ein Kameramann beispielsweise ist heute nicht lediglich für das Bild verantwortlich, sondern auch für Ton und Schnitt. Frau Prof. Spanner-Ulmer erläutert, dass die Schwierigkeit darin besteht, alle Beschäftigten gleichermaßen in diesem Prozess mitzunehmen.

Das können die Antworten sein

Dies kann beispielsweise in Mitarbeiterbeteiligungsrunden geschehen, die wie eine Art World-Café funktionieren. Man erfährt direkt was die eigenen Mitarbeiter beschäftigt, kann umgehend darauf reagieren geben und Präsenz zeigen. Durch technische Neuerungen können sich gesamte Work-Flows verändern und neue Zusammenarbeitsräume entstehen.

Gleichzeitig betont sie, dass auch Mitarbeiter sich verändern müssen. Diese Veränderung ist einerseits eine Herausforderung, kann andererseits auch als Chance betrachtet werden. Mitarbeitern, die mit Veränderungsprozessen hadern, muss dafür Zeit gelassen werden und sie brauchen positive Erfahrungen, die ihnen zeigen, dass sie nicht überflüssig werden, sondern im Gegenteil ihre Stärken in Zukunft noch effizienter einbringen können. Um Entwicklung und Innovation voranzutreiben, ist es maßgebend, eine gesunde Fehlerkultur zu schaffen. So fühlen sich Mitarbeiter eher animiert etwas auszuprobieren.

Digitalisierung ist mit jungen Menschen einfacher gestaltbar, weil sie mit der rasanten technischen Entwicklung aufgewachsen sind und eher offen für Neuerung sind. Daher betont Prof. Spanner-Ulmer, dass es weiterhin essentiell ist in Ausbildung zu investieren. Um junge Leute zu gewinnen, müssen Anreize gesetzt werden, die ihren Bedürfnissen stärker entsprechen – bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch flexiblere Arbeitszeiten oder einen Betriebskindergarten.

Qualität bleibt das A und O

Auch mit den vielen Veränderungen im Zuge der Digitalisierung, steht die Qualität im Mittelpunkt – so Prof. Spanner-Ulmer. Der BR hat beispielsweise eine eigene Einheit für die Verifikation von Inhalten zur Bekämpfung von Fake News gebildet. Gleichzeitig betonte sie, dass die Qualitätsansprüche individuell angepasst werden müssen. Für eine Schnellberichterstattung reicht beispielsweise oft auch eine iPhone -Kamera aus.

All diesen komplexen Anforderungen gleichermaßen gerecht zu werden, ist eine große Herausforderung. Es gilt eine Balance zu finden, zwischen vorne mit dabei sein und die eigenen Mitarbeiter nicht zu überfordern. Die Technik treibt jeden vor sich her, da sie immer ein paar Schritte voraus ist. Als wahre Triebfeder dient der Anspruch auch in Zukunft relevant zu sein. Ein effizienteres Arbeiten und eine Bündelung von Know-How sind essentiell in stürmischen Zeiten wie diesen. Wie Frau Prof. Spanner-Ulmers persönliches Geheimrezept um die eigene Energie in diesen stürmischen Zeiten hochzuhalten lautet? Viel Schlaf, Essen, Spaß an der Arbeit und ein tolles Team.